Die Uhrenmarke Gruen zeichnete sich durch eine schier unübersichtlich große Zahl an Uhrenmodellen und Stilvarianten aus. Selbst Kenner und ambitionierte Sammler treffen immer wieder auf neue bisher unbekannte Varianten. Die Tatsache, dass bei der Auflösung der Firma in den 1950er Jahren alle Firmenarchive und schriftlichen Unterlagen zerstört wurden oder zumindest verloren gingen, erschwert zudem die Systematik dieser Uhrenmarke. In den letzten Jahren wurden aber durch Untersuchungen und Publikationen, u.a. durch Mike Barnett, einiges Licht ins Dunkel gebracht.
Zur Bestimmung der Modellnummer (engl. style number) und damit auch zur Datierung einer Gruen-Uhr gibt es verschiedene Methoden. Die sicherste ist es, die Uhr zu öffnen oder durch einen Uhrmacher öffnen zu lassen. Auf der Innenseite des Uhrdeckels finden sich bei den meisten Modellvarianten bis in die späten 1950er Jahre verschiedene Angaben eingeprägt, die zur Bestimmung hilfreich sind.
Zum einen findet sich hier eine mehrstellige Nummer, der manchmal ein Buchstabe vorangestellt ist. Hierbei handelt es sich um die Seriennummer des Uhrgehäuses. Diese wurde vom Hersteller des Gehäuses vergeben und darf nicht mit der von Gruen vergebenen Seriennnummer des Uhrwerks verwechselt werden. Die Firma Wadsworth, die der Hauptlieferant für Uhrengehäuse von Gruen war, benutzte eine fortlaufende Nummerierung, die erst vor kurzem aufgeklärt wurde, und die eine annähernde Alterbestimmung der Uhr ermöglicht. Vor ca, 1925 war die Gehäusenummer von Wadworth 6-stellig. Ab dem Jahr 1925 wurde der 6-stelligen Nummer für vergoldete Gehäuse von Gruen ein 5 vorangestellt, wobei 50 in etwa dem Jahr 1925, 51 dem Jahr 1926 bis 54 dem Jahr 1930 entspricht. Ab ca. 1940 änderte sich die Bezeichnung: Der 6-stellige Ziffer wurde ein G vorangestellt, wobei G0 dem Jahr 1940 entspricht bis G9 dem Jahr 1949, ab 1950 änderte sich der Buchstabe zu L, wobei L0 wieder mit dem Jahr 1950 korrespondiert bis L4 1954. Da 1953 die Wadsworth Watch Case Co von einem Mitbewerber von Gruen, der Elgin National Watch Co., gekauft wurde, endete um diesen Zeitpunkt herum die langjährige Zusammenarbeit.
Neben der Seriennummer findet sich im Uhrendeckel eine weitere bis zu dreistellige Zahl, die Uhrwerksbezeichnung. Diese kann durch Buchstaben oder Buchstabenkombinationen ergänzt werden, die Varianten des Uhrwerks bezeichnen.
Der Uhrwerksbezeichnung folgt meist eine weitere dreistellige Zahl, die Modellnummer (engl. „style number“). Die Modellnummer ist eine fortlaufende Zahl, die von Gruen für ab ca. Mitte der 1930erJahre vergeben wurde und bis zur Liquidation des Ursprungsunternehmens im Jahr 1985 verwendet wurde. Pro Jahr wurden im Durchschnitt mehr als 50 verschiedene Uhrenmodelle auf den Markt gebracht, so dass die höchste bekannte Modellnummer die Nummer 1231 ist. Ab der Modellnummer 1000 wurde im Deckel die führende 1 weggelassen, so dass die Modellbezeichnung ab ca. 1956 wieder mit 0 anfängt. Die Modellnummern 1 bis 231 wurden somit doppelt vergeben, was aber in der Praxis kein Problem darstellt, da die Uhren der 1950er Jahre auch von Laien leicht von den frühen Gruen-Modellen unterschieden werden können.
Zu jeder Modellnummer, die sich auf das Gehäuse und das Uhrglas der Uhr bezieht, gehört normalerweise ein bestimmtes Uhrwerk. Es sind aber rund 225 Gruen-Uhrenmodelle bekannt, die mit mindestens zwei verschiedenen Uhrwerke, in Einzelfällen und bei sehr erfolgreichen Modellen (beispielsweise Modellnummer 466) sogar mit bis zu sieben verschiedenen Uhrwerken ausgeliefert wurden. Darüber hinaus wurden viele Uhrenmodelle mit in Farbe und Gestaltung unterschiedlichen Zifferblättern ausgeliefert. Zieht man alle diese Varianten in Betracht, kann man leicht von mehreren Tausend verschiedenen Uhrenmodellen und Modellvarianten ausgehen, wodurch Gruen in seiner Zeit sicherlich eine der kreativsten Uhrenmarken war.