1943 -1946, Gruen Pan American
Die Firma Gruen hatte im Unterschied zu vielen anderen amerikanischen Uhrenherstellern vor dem Krieg keine eigene Uhrwerksfertigung in den USA. Als nach dem Angriff auf Pearl Harbour im Jahr 1941 viele heimische Hersteller – auch aus der Uhrenindustrie – ihre Produktpalette auf kriegswichtige Materialien umstellen wollten oder mussten, konnte Gruen und andere Schweizer Uhrenhersteller dennoch weiterhin den Zivilmarkt mit ihren Uhren bedienen.
Andererseits wurde Gruen aber auch nicht mit den wichtigen Regierungsaufträgen bedacht, da die Firma auf Vorlieferungen mit Uhrwerken aus Europa angewiesen war, die jederzeit durch die Kriegswirren unterbrochen werden konnte. Daher gibt es keine echten Militäruhren aus dem zweiten Weltkrieg, die die Bezeichnung Gruen tragen.
Um aber nicht als unpatriotisch zu gelten, schaltete Gruen während der Kriegsjahre viele Anzeigen, in denen die Soldaten im Einsatz und die Hilfstruppen zu Hause verherrlicht wurden und in denen zur Unterstützung der Kriegsanstrengungen aufgerufen wurde. Ein häufig genutzter Slogan in den Anzeigen von 1942 bis 1945 lautete „Kaufen Sie eine Gruen-Uhr, aber kaufen Sie zuerst eine Kriegsanleihe“.
Als weitere Maßnahme intensivierte man die Zusammenarbeit mit zivilen Fluggesellschaften, die im Krieg wichtige Hilfsflüge für das Militär duchführten. Die „Clipper“-Flugboote der Pan American Airways gehörten zu den wenigen Flugzeugen zu Beginn des Krieges, die in der Lage waren, die langen Nonstop-Flüge durchzuführen, die erforderlich waren, um den Kontakt zu verstreuten Außenposten im Pazifik und in Europa aufrechtzuerhalten. Ihre Zusammenarbeit mit dem US-Militär bei der Zustellung von Lieferungen, Nachrichten und Diplomaten in der gesamten Region war bekannt, und die Clipper-Piloten erlangten ein gewisses Maß an Berühmtheit. Ab 1943 schaltete Gruen Werbeanzeigen, dass sie den Piloten und Besatzungen der Clipper-Flugboote eine neue Uhr zur Verfügung stellten, mit der Anzeige der „Weltzeit“, d.h. der in USA unüblichen Angabe der Zeit in 24 Stunden. Gemäß dem Anzeigentext war die Pan American „die dünnste und intelligenteste Uhr“ seiner Zeit „mit der Genauigkeit einer großen Uhr“. Gleichzeitig wurde betont, dass diese Uhren natürlich zuerst der Regierung zur Verfügung gestellt wurden, bevor sie für den zivilen Gebrauch freigegeben werden konnten. Nichtsdestotrotz scheinen auch schon vor Kriegsende 1945 einige Uhren in den zivilen Verkauf gelangt zu sein, dafür spricht zumindest die Tatsache, dass es Uhren mit einer Widmung aus dem Jahr 1944 gibt.
Die während des Kriegs gefertigten Pan American-Uhren scheinen allesamt aus rostfreiem Stahl (im Gruen-Jargon „Guildite“) zu bestehen und einen Schraubboden mit 6 Kerben zu besitzen. Sie haben eine Nummerierung zwischen ca. 80.000 und 125.000, wobei die Uhren ohne Zentralsekunde alle eine Nummern größer als 123.000 haben. Einige Uhren besitzen zudem noch den Schriftzug „PANAMERICAN“ auf der Rückseite. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gruen-Uhren diesere Zeit haben sie keine „Style“-Nummer im inneren Uhrendeckel eingeprägt.
Nach dem Ende des zweiten Weltkiregs wurde mit einer breiten Medienkampagne die zivile Produktion der Pan Americans angekündigt. Laut einer Anzeige wurden sie erst ab dem 1. Oktober 1945 verkauft.
Es gab mindestens acht verschiedene Modelle in die in Werbeanzeigen als „Pan Americans“ betzeichnet wurden. Es gibt runde, quadratische und tonnenförmige Modelle, wobei die überwiegende Zahl rund ist und ein 11 1/2 Ligne (32 cm) Gehäuse aufweisen. Die quadratischen Modelle sind deutlich seltener und nur belegt durch eine Anzeige aus dem Jahr 1945, wo eine quadratische „Pan Americaqn Challenger“ bewiórben wird. Die Existenz tonnenfömiger Pan Americans ist nicht gesichert, da es zwar solche Uhren mit 24-Stundenanzeige gibt, aber es gibt hierzu keine Werbeanzeigen aus dieser Zeit oder odere andere überlieferten Dokumente, die diese Uhren eindeutig zu den Pan Americans zählen. Neben den Herrenuhren gab es wohl auch Damenuhren, die etwas kleiner sind.
Die meisten Uhren besitzen einen zentralen roten Sekundenzeiger und das Uhrwerk 420SS oder 421SS. Einige frühere Kriegsmodelle hatten auch das Uhrwerk 422 mit dezentraler Sekunde auf der 6-Uhr-Position. Die Uhren mit den den Uhrwerken 420SS und 422 besitzen 17 Steine und werden auf dem Zifferblatt folgerichtig als „Veri-Thin Precision“ bezeichnet. Das Uhrwerk 421SS besitzt nur 15 Steine, weshalb auf dem Zifferblatt der Zusatz „Precision“ fehlt. Die quadratischen sowie tonneförmigen Pan Americans sind mit dem 17-steinigem Uhrwerk 425SS ausgestattet.
Nach dem Krieg waren die Uhren auch wieder in vergoldeten und verchromten Gehäusen, z.T. mit Edelstahlboden erhältlich, sowie sehr selten auch in rot- oder gelbgoldenen massiven 14 Karat-Gehäusen. Die Zifferblätter sind weiß, schwarz, grau, rosa oder golden und haben einen außenliegenden Ring mit den arabischen (sehr selten auch römische) Ziffern 1 bis 12 und einen meist farblich abgesetzten innen liegenden Ring mit den kleiner gehaltenen Ziffern 13 bis 24.
Für Sammler etwas verwirrend ist die Tatsache, dass Gruen auch schon vor 1943 und nach 1946 andere Uhren mit einer 24-Stunden-Anzeige herstellte, die keine Pan American-Uhren sind aber leider oft fälschlich als dieseangeboten werden. Als Vorläufer der Pan Americans können tonnenförmige und quadratische Uhren aus dem Jahr 1941 mit den Uhrwerken 405SS und 406SS gelten.
Darüber hinaus verkaufte Gruen andere Uhren mit den typischen Uhrwerken 420SS und 421SS, die kein 24-h-Zifferblatt besaßen und auch keine Pan American-Uhren sind. Leider werden diese Uhren bei der Restaurierung („Refinishing“) oft mit einem neu gedruckten 24-h-Zifferblatt versehen und dann fälschlicherweise als Pan American Uhren verkauft, da sich hierdurch ein höherer Verkaufspreis erzielen lässt. Die Unterscheidung zwischen „echten“ und „falschen“ Pan Americans ist auch für den Fachmann oft schwierig und man kann sich nur zu 100% sicher sein, eine echte Gruen Pan American zu besitzen, wenn Sie noch das originale Zifferblatt besitzt.
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